Zu zweit läuft's besser.

Bestzeit-Tag

Bestzeit-Tag
28. März 2010 Henrik

StoppuhrLeider überschattet ein tragisches Ereignis den 30. Berliner Halbmarathon: kurz vor dem Ziel brach ein 43-jähriger Läufer zusammen und konnte nicht reanimiert werden. Der SCC Berlin hat als Veranstalter im Voraus der Veranstaltung viel getan, um eine Wiederholung des Todesfalls von 2007 zu verhindern. Sicherheit wird es aber niemals geben. Wir bekamen davon nichts mit (im Gegensatz zu 2007), weil wir längst im Ziel waren.

Henrik: Marek wird sicher noch selbst ein paar Worte zu seinem überirdischen Lauf verlieren. Unsere gemeinsame Strecke beschränkte sich nämlich auf sagenhafte 25 Meter nach dem Start. Ich lief so ein recht einsames Rennen. Die Zuschauerbeteiligung war aufgrund des Regengusses am Morgen enttäuschend.

Mein Trainingszustand beurteilte ich zurückhaltend – es fehlten aufgrund (Achtung Floskelalarm) des harten Winters und einer heftigen Erkältung im Februar ca. 4 Wochen Grundlagenausdauer. Trotzdem ließ ich mich ein wenig von der Euphorie mitreißen und wollte die Bestzeit angreifen. Bei Marek ist das ja quasi Programm. Er zeigte mir noch schnell, welche tollen Funktionen es im Forerunner gibt. Wir starteten in Block B so weit vorne wie möglich, um nicht im Stau festzustecken. Ein Regenguss und fieser Wind auf den ersten Kilometern – das war Gift für die Stimmung. Aber pünktlich ab Kilometer 5 kam die Sonne raus. Meine geplante Pace von 04:40 min/km hielt ich ganz locker. Ich hatte schon 30 Sek. Vorsprung auf meinen virtuellen Trainingspartner, den ich aber auf 4:45 min/km programmiert hatte. Bei Km 8 sah ich zum letzten Mal bekannte Gesichter an der Strecke, alle anderen Winke-Verabredungen bei Km 13, 15, 19 haben nicht geklappt. Km 10 und der Forerunner maß 45:50, das war mehr als ausreichend schnell. Ich ignorierte den Verpflegungspunkt und beschloss, den Rhythmus so lange wie möglich beizubehalten. Das Gefälle des Ku’damms hat das gut unterstützt. Wenigstens hier kam zeitweise etwas Stimmung auf durch Trommler und Bands. Ich fühlte mich noch gut, machte mir aber Sorgen um die Beine, die schon ganz schön schwer waren. Aber die Kompressionsstrümpfe wirkten Wunder. Kilometer 15 bei 1:09:20 – jetzt konnte ich das nur noch durch Blödheit versauen. Und die ließ nicht lange auf sich warten: ich hüpfte optimistisch über eine Pfütze rüber, rutsche am Bordstein ab, stolperte voll in die Pfütze rein und fing mich gerade noch ab. Das wäre das Ende des Laufs gewesen. Hoffentlich sah es wenigstens lustig aus! Nach dem Potsdamer Platz begann der Kampf. Hier beginnt es immer richtig weh zu tun. Das Waterloo von 2007 -die Stresemannstraße- war schnell vorbei. Ich hielt das Tempo tapfer die 2 Km lange “Zielgerade” durch und freute mich schon beim Einbiegen auf die Leipziger Str. über die neue Bestzeit. Heute war die Konstanz der Schlüssel zum Erfolg.

Marek: die Vorzeichen heute waren sehr gut heute, trotz Pausen liefen die letzten 2 Wochen vielversprechend. Wir waren pünktlich am Start und sicherten uns eine gute Position im B-Startblock (01:30-01:40), um nicht zu sehr im Gedrängel hängenzubleiben. Klappte gut, auch wenn sich viele Leute wieder vorne hinstellten, um anschließend den Weg zu blockieren. Die ersten 5km war es doch sehr eng, wurde dann aber besser. Da hörte auch der Regen auf und die Sonne lies sich blicken. Die Wahl für kurze Hose und Shirt war folglich richtig. Wie immer war ich am Start zu schnell, km2-6 lief ich alle unter 04:10. Ich konnte mich einfach nicht verlangsamen 🙂 Schnell war die 10km-Marke erreicht: 41:54. Ca. 1min unter der Durchgangszeit vom Müggelsee im Oktober. Weiter gings. Fast alle “Verabredungen” an der Strecke schlugen heute irgendwie fehl, ab km14 begann der Kampf gegen mich selbst. Ich wurde etwas langsamer und überlegte, mir ein Power-Gel einzuflößen. Aber mangels Getränk lies ich es lieber bleiben. Die Stimmung war eher durchwachsen, an einigen Punkten aber heizten die Musiker ordentlich ein. Die leicht veränderte Strecke Richtung Potsdamer Platz gefiel mir gut. Ich merkte jeden Kilometer, den ich etwas langsamer lief, ohne auf die Uhr zu schauen: die Läufer im vorderen Feld liefen fast alle unglaublich konstant. Am letzten Erfrischungspunkt nahm ich noch einen Schluck Tee und startete den letzten Teil. Kilometer 19 und ein Blick auf die Uhr (01:20:xx) prophezeite mir: es wird gutgehen heute mit der 01:30. 2,1km in 9min sollten doch machbar sein!? Die zweite Luft kam und ich kämpfte mich die Leipziger Straße bei Gegenwind hoch. Das Ziel war schon weit vorher sichtbar, eine gute Verbesserung zu den Vorjahren. Endspurt mit großem Jubel durch die Bake, es war geschafft: die magische Grenze von 01:30 durchbrochen, wer hätte das erwartet? Ich jedenfalls nicht.

6 Kommentare

  1. Hannes 14 Jahren vor

    Ein konstantes Tempo ist ein großer Trumpf – gerade bei Halbmarathon und Marathon -, aber es ist verdammt schwer. Von daher noch mehr Respekt vor und Glückwunsch für deine Leistung! Das hast du stark gemacht!

  2. Tragisch, dass schon wieder jemand ums Leben gekommen ist. Da hat auch der PAPS-Test nix geholfen. Schöner Bericht und klasse Leistung von dir, trotz der wenigen Trainingskilometer! Habe ich doch prophezeit trotz deiner Zurückhaltung vor dem Start 🙂

  3. Heiko W. Rupp 14 Jahren vor

    Hallo Ihr Beiden,
    nochmals Gratulation zu der tollen Leistung.

    Heiko

  4. Daniel 14 Jahren vor

    Glückwunsch euch beiden zur Bestzeit!! Ein konstantes Tempo vernünftig eingeteilt ist echt viel Wert. Das habe ich zuletzt auch gemerkt. Der Jubiläums-HM bei Marek mit Sub90 ist schon bemerkenswert. Tolle Entwicklung!

  5. Rainer 14 Jahren vor

    Hallo ihr beiden,
    Gratulation zu eurer Leistung.

    So etwas ist immer tragisch. Wenn ich mich richtig erinnere, waren auch vor 2 oder 3 Jahren zwei Läufer beim Oberelbe-Marathon zusammen gebrochen und leider verstorben.

    Es ist immer tragisch und ein hartes persönliches Schicksal für die gesamten Freunde des Verunglückten.

    Leider habe ich das Gefühl, dass diese Unfälle jedes Jahr zunehmen. Was die genaueren Gründe sein könnten, bin ich derzeit auch am ????berlegen. Scheinen aber nicht richtig definierbar zu sein, sondern eher nur Vermutbar zu sein.

  6. Michi 14 Jahren vor

    Wahnsinnsleistung !!! Glückwunsch. Diese Zeit schaff ich vielleicht mit dem Fahrrad 🙂
    Weiter so und immer schön das Laufen genießen!!!

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